Körper & Seele – warum es so wichtig ist, dass wir den Zusammenhang verstehen

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Christina Stiglmeier
Christina Stiglmeier, Mentoring & Yoga

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Ein Gastbeitrag von Michaela Muthig. 

Körper? Seele? Wo ist da der Unterschied? Wie hängt beides zusammen? Und gibt es überhaupt einen Zusammenhang? Diese Fragen werde ich als Fachärztin für Psychosomatik ganz oft gefragt. Meine Antwort darauf: Körper und Seele sind so stark ineinander verwoben, dass wir gar nicht genau sagen können, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Ist das jetzt zu abstrakt und verwirrend? Ich erkläre es dir an einem Beispiel: Stell dir vor, du stehst am Ufer eines kleinen Sees und beginnst, Steine ins Wasser zu werfen. Die Wellen, die dadurch hervorgerufen werden, machen nicht etwa in der Mitte des Sees Halt, sondern sie erreichen ganz automatisch auch das andere Ufer.

Wenn wir das Bild auf uns übertragen, so besteht das eine Ufer des Sees aus unseren körperlichen Prozessen, wie zum Beispiel Stoffwechselvorgängen, Muskelspannung und Durchblutung. An dem anderen Ufer sind die seelischen Vorgänge zu finden wie zum Beispiel unsere Stimmung und unsere Grundeinstellung. Kleine Steinchen, wie zum Beispiel eine kurz dauernde Erkältung oder eine Schnittwunde, werden keine weitreichenden Auswirkungen haben und das „Seelenufer“ oft nicht erreichen. Aber wenn du beispielsweise eine länger bestehende körperliche Erkrankung hast oder starke Beeinträchtigungen, so ist das, als würde ein großer Stein ins Wasser geworfen, der deutliche Wellen verursacht, und dies wird sich auch auf deine Seele auswirken. Hattest du einmal mehrere Tage starke Zahnschmerzen? Du wirst selbst festgestellt haben, wie sehr deine Stimmung darunter gelitten hat und wie dich diese Situation gestresst hat.

Wenn der Körper krank ist, wird die Seele automatisch mit beeinträchtigt. Und umgekehrt.

Hast du einmal festgestellt, dass du immer dann eine Erkältung bekommst, wenn es auf der Arbeit ganz besonders stressig wird? Oder leidest du immer häufiger an Schlafstörungen oder Kopfschmerzen? Oder ist dein Nacken ist nach einem anstrengenden Gespräch immer völlig verspannt? Auch hier kannst du die Zusammenhänge zwischen Körper und Seele gut beobachten, nur dass du diesmal am Seelenufer stehst: Der Körper wird krank, weil die Seele zu stark belastet ist.

In unserer schnelllebigen Zeit sind wir mit sehr vielen seelischen Belastungen konfrontiert. Leider haben wir schon früh verlernt, unsere eigenen Bedürfnisse wahr- und ernstzunehmen: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ – „Nimm dich nicht so wichtig“ – „Stell dich nicht so an“ sind nur einige der Sätze, die wir bereits als Kind immer wieder zu hören bekamen. Daher fällt es für uns nicht so leicht, zu erkennen, wann unsere Seele eine Pause braucht.

Wenn Du Dir das Bein gebrochen hast, ist der Schmerz so stark, dass Du ihn nicht ignorieren kannst. Wird die Seele krank, sind das aber oft schleichende Prozesse, und wir merken manchmal gar nicht, dass es uns zunehmend schlechter geht. Wir erkennen es oft erst an den Auswirkungen auf unseren Körper.

Wir gehen über die Hilferufe der Seele hinweg und geben so lange Vollgas, bis der Körper krank wird.

Vielleicht erkennst du auch schon Anzeichen, dass deine Seele dringend einmal etwas Ruhe braucht. Teste dich einmal, ob ein oder mehrere Aussagen auch auf dich zutreffen:

  • Ich leide überdurchschnittlich häufig unter körperlichen Beschwerden, zum Beispiel Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, oder ich bin sehr häufig und lange erkältet.
  • Bis jetzt hat man noch keine richtige Erklärung für meine Beschwerden gefunden, obwohl ich schon bei mehreren Ärzten war.
  • Ich werde meist dann krank, wenn ich es gerade gar nicht brauchen kann.
  • Ich reagiere stark auf Stress, zum Beispiel mit Kopf- oder Bauchschmerzen oder Verspannung.
  • Sobald die stressige Zeit vorbei ist, geht es mir oft auch körperlich besser.
  • Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Körper mich im Stich lässt.

Wenn du bei ein oder mehreren Sätzen genickt hast, dann wird es höchste Zeit, etwas zu tun. Denn das können Anzeichen sein, dass dein Körper krank wird, weil du die Hilferufe der Seele nicht hören kannst.

Bei freiseinmentoring.de findest du schon ganz viele hilfreiche Anregungen, um deine Seele wieder zu pflegen und ganzheitlich gesund zu werden und zu bleiben. Und auch ich habe noch einige Tipps für dich.

So kannst du die Wechselwirkung zwischen Seele und Körper für dich nutzen:

Achte auf deine Atmung

Durch die Atmung kannst du Gefühle beeinflussen und Stress abbauen. Unter Stress atmen wir oft oberflächlich und schnell, bei Entspannung dagegen tiefer und langsamer. Wenn du nun in Stressphasen bewusst langsamer atmest, interpretiert dein Gehirn das als entspannten Zustand und wir fühlen uns gleich ruhiger – selbst, wenn wir im größten Stress stecken. Ein einfacher Trick, der aber enorm wirksam ist.

Bewege dich regelmäßig

Unter Psychotherapeuten gibt es einen geflügelten Spruch: „2x pro Woche eine halbe Stunde Ausdauersport im Freien ersetzt ein Antidepressivum“. Ich bin nicht unbedingt Freund von solch einfachen Formeln, aber in Studien hat sich tatsächlich gezeigt, dass jemand, der sich regelmäßig an der frischen Luft bewegt, psychisch stabiler ist. Du tust also sowohl deinem Körper als auch deiner Seele einen Gefallen.

Nutze Entspannungsmethoden

Meditation, Yoga und andere Tätigkeiten, in der du dich konzentrierst (also dich im wahrsten Sinn des Wortes selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellst) wirken sich nicht nur auf die Psyche aus, sondern auch auf deinen Körper. So kann regelmäßige Meditation beispielsweise zu besserem Schlaf führen, den Blutdruck und die Cholesterinwerte senken und das Schmerzempfinden reduzieren. Eine sehr wirksame Methode und das ganz ohne Chemie!

Lerne die Sprache deines Körpers

Gerade, wenn du unter chronischen, also immer wiederkehrenden oder lang andauernden Beschwerden leidest, für die ein Arzt keine körperliche Ursache gefunden hat, will deine Seele dir etwas mitteilen.

Redewendungen & ihre Bedeutung

Hier gebe ich dir einige Übersetzungshilfen, die du vielleicht sogar schon aus dem Volksmund kennst:

  • Chronische Kopfschmerzen: Etwas bereitet mir Kopfzerbrechen
  • Nackenverspannungen: Etwas sitzt mir im Nacken
  • Magenschmerzen oder Magengeschwür: Etwas schlägt mir auf den Magen
  • Asthma/Luftnot: Jemand/Etwas nimmt mir die Luft zum Atmen
  • Ständig Schnupfen oder Riechstörungen: Ich habe die Nase voll

Diese sind nur einige Beispiele – es gibt so viel mehr und ich bin immer wieder erstaunt, wie wir durch das Übersetzen des Symptoms die belastende Lebenssituation identifizieren und den dahinterliegenden Konflikt aufspüren können. Versuche also bei wiederkehrenden Beschwerden ohne körperliche Erklärung auch die Seele miteinzubeziehen und überlege dir, was dein Körper dir damit sagen möchte.

Unser Organismus ist ein Wunderwerk und ich bin immer wieder beeindruckt, wie unser Körper und unsere Seele zusammenwirken und versuchen, Lösungen in dieser komplexen Welt zu finden. Wenn du aufmerksam und liebevoll mit dir umgehst und deine Bedürfnisse ernst nimmst, wirst du nicht nur ganz viel über dich erfahren, sondern vor allem gut für Körper UND Seele sorgen.

Das wünsche ich dir!

Tu deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Michaela Muthig - Psychotherapeutin, Ärztin und Buchautorin

Christina Stiglmeier, Mentoring & Yoga

Michaela arbeitete fast zehn Jahre in der Psychosomatik der Uniklinik Tübingen. Sie hat dort zuletzt als Oberärztin die psychosomatische Tagesklinik geleitet.

Seit 2019 bietet sie Online-Coaching an und hilft ihren Kunden, dabei, die Sprache der Seele zu deuten, Selbstsabotage zu erkennen und die eigentlichen Lebensziele herauszufinden.

In ihrem Buch „Der kleine Saboteur in uns“ beschreibt sie, wie wir unbewusste Widerstände entdecken und auflösen können. Ihr zweites Buch, ein Selbstcoaching-Buch gegen das Hochstapler-Syndrom, erschien 2021. Auf ihrer Website findest du viele Impulse rund um das Thema Selbstsabotage und Zielerreichung.

www.coaching-azur.de

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